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Gesetz schafft Rechtsunsicherheit

Dienstag, 24 Februar 2015 16:06 geschrieben von 
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Krampf kennen Sie. Das ist dann, wenn sich ein Muskel stärker als erforderlich zusammenzieht. Das ist eine Parallele zur richterlichen Gesetzesauslegung. Das Gesetz heißt Scheinselbständigkeit. Und das ist so formuliert, dass man fast entscheiden kann, wie man will.

Lange Jahre wurde dieser Pfusch "Scheinselbständigkeitsgesetz" nicht korrigiert und Freiberufler wie Auftraggeber nutzten die Eigeninterpretationen des Gesetzes. Ich bin dabei sogar noch weiter gegangen und habe die damalige BfA angeschrieben und um Bestätigung meiner Selbständigkeit gebeten, was die BfA auch gemacht hat.

Nun kommt unser umlageorganisiertes Rentensystem an gewisse Schwierigkeiten, deren Auftreten übrigens 1996 schon bekannt war. Die Politiker bestätigen das auch und äussern zusätzlich, man müsse Rücklagen bilden. Dass die Willkommenshaltung gegenüber Menschen anderer Kulturkreise so nachhaltig formuliert wird, hat nicht die Wurzel in der Menschenfreundlichkeit, sondern ist der (fiese) Versuch, die Rentenversicherungsgrundlagen der Zukunft weniger dramatisch gestalten zu lassen.

Ein weiterer Geldsegen in die marode, umlagenfinanzierte Chose wird durch die Beiträge der in abhängige Beschäftigungsverhältnisse gezwungenen Freiberufler zu erwarten sein.

Somit hat die Schwammigkeit des Gesetzes durchaus positive Resultate, wenigstens für die Sozialkassen.

Und was ist mit den Firmen? Zunächst waren die Firmen in der ganzen Welt viele Jahre für Freelancer dankbar. Sie waren fast so schnell weg, wie sie da waren. Wenn man sie verpflichten konnte, haben sie das geballte Wissen und ihre Erfahrung aus vorigen Projekten dabei, an dem sich viele laben konnten.

Doch bevor wir Freelancer zuviel loben, das Ganze hatte auch Schattenseiten. Zum Beispiel war mancher Selbständige tatsächlich eher sehr unselbständig. Das hatte natürlich Gründe. Es gab Freelancer, denen der Arbeitgeber gekündigt hat. Klar, bevor man den Anschluß verliert, kann man so wenigstens Geld verdienen. Warum auch nicht. Wenn Auftraggeber und Auftragnehmer zufrieden waren, ist doch alles gut. Aber dieser Typ unterscheidet sich schon von dem, der seine Festanstellung gerne gegen die Freilänzerei vertauscht hat und ums Verrecken nicht mehr Festangestellter sein will.

Und genau das soll nun vorbei sein.

Die Auftraggeber haben zwar immer noch Vakanzen, auch TollCollect, die werden aber auf andere Weise besorgt. Das ging auch schon früher so und das habe ich mit meiner Firma it-dialog auch gemacht: Arbeitnehmerüberlassung. Das heißt, ich habe meine Festangestellten den Auftraggebern für gewisse Zeit verkauft. Es sind dazu ein paar Regeln zu beachten, von denen manche auch für die Selbständigkeit gelten. Kurzfristig geht das auch ohne Genehmigung. Etwa 12 Monate lang. Sonst muss ein Antrag gestellt werden dem u.a. auch ein amtiches Führungszeugnis der Belegart 0 vorgelegt werden muss. Der Spass kostet 2015 pro Jahr 750 Euro. Bearbeitungszeit 8 Wochen.

Dann stellt man IT Fachleute ein und verleiht sie. Wenn man es noch zusätzlich geschafft hat, bei den Großunternehmen auf die preferred Supplier Liste zu kommen ist der Weg gangbar.

Nur eines bleibt halt doch festzustellen: Die Unternehmen brauchen keine Player mit Fertigkeiten zu den eben genannten Spielchen. Die Unternehmen brauchen Fachleute.

Enn ein Unternehmen Produkte an den Markt bringen möchte, so ist das ein e gewalltige Anstrengung, für die man Strategie, Taktik und Pioniergeist braucht. Wenn die ersten Stücke verkauft sind, braucht man Beständigkeit. Sie verstehen, ich habe gerade den Pionier und den Siedler beschrieben. Den Freelancer und den Festangestellten. Beide haben Daseinsberechtigung.

Und der Staat nimmt ein paar Prozent seiner Steuerzahler die Existenzgrundlage, den Pionieren und fordert von den Unternehmen, auf diese zu verzichten. Macht ja nix, wir haben es ja. Wir können uns sogar ein von der SPD geführtes Wirtschaftsministerium leisten. Das darf ja auch mal üben. Die MdB der SPD (BMWi ist SPD) bei mir um die Ecke versuche ich dauernd zu erreichen, keine Chance. Sie meldet sich nicht.

Gelesen 12047 mal Letzte Änderung am Dienstag, 24 Februar 2015 21:40
Michael Schmid

Ich bin Inhaber der Firma it-dialog e.K. und entwickle seit 30 Jahren Produkte und leite seit 25 Jahren Projekte im Umfeld IT, Telekommunikation und Unternehmensorganisation, gerne auch als Interim Manager. Meine Erfahrung kombiniert mit Ereignissen der Gegenwart beschreibe ich journalistisch als Zeitzeuge; gerne über Dinge, die aus meiner Sicht auch besser laufen könnten. Ich hoffe auf Interessenten und Diskutanten

Webseite: www.it-dialog.com

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