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Schwere Kostenreduktion in 2009

Donnerstag, 18 Juli 2013 19:52 geschrieben von 
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Kostenreduktion 2009

Das Dokument, auf welches sich dieser kommentierende Blog stützt, habe ich nicht von einem Mitarbeiter der Deutschen Telekom erhalten. Ich habe es mir von unabhängiger Stelle besorgt und seinen Inhalt dazu verwendet, meine Verhandlungen mit der zwischengeschalteten Agentur für mich günstig zu gestalten. Das Originaldokument ist auch nicht mit einem Statusvermerk der Unfertigkeit oder einer Geheimhaltungsstufe versehen.

 

Ich vermute an anderer Stelle im Blog (Scheinselbständigkeit Telekom), die geänderten Einkaufswege der Deutschen Telekom hätten sicher mit zur Pleite der Personalagentur Lennrox geführt, was in Folge zu Scheinselbständigkeitsklagen von Betroffenen geführt hätte wobei die letzte Behauptung den Medien zu diesem Thema zu entnehmen war.

Das dies Dokument eine Meisterleistung an exzellenter Arbeit darstellt, erlaube ich es mir, die Aussagen entsprechend zu kommentieren.

Das Dokument wurde von zwei Vorstandsmitgliedern der Telekom unterzeichnet, die Adressaten sind die Geschäftsführer der "Consultants und Contractors" im Bereich IT und Technologie. Das Dokument ist datiert vom 22. Mail 2009, der Betreff lautet: "Cost Reduction and Consolidation @ Consulting & Contractors, CoreCon@CC"

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Technology und Einkauf haben sich im Rahmen von CoreCon@CC zum Ziel gesetzt, durch Kostensenkungen die Wettbewerbsfähigkeit für IT und Technology Consultants und Contractors bei mindestens gleichbleibender Qualität zu erhöhen. Verbunden damit ist die Überprüfung bestehender Strukturen, Strategien und Partnerschaften.

Auslöser für CoreCon@CC ist der verschärfte Wettbewerber innerhalb der Telekommunikationsbranche sowie die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise aber auch die Erkenntnis, dass wir im Bereich Technology Consultants und Contractors eine zu hohe Lieferantenstreuung haben. Daher beabsichtigen wir, unser Lieferantenportfolio zu konsolidieren. Krierium für die Festlegung, wer uns in die Zukunft begleiten wird, sind Qualitäts und Performance-Kriterien einerseits sowie eine stringente Umsetzung der Vorgaben im Rahmen CoreCon@CC.

Wir erwarten eine Absenkung der durchschnittlichen Beratersätze um 22%. Im Gegenzug bieten wir unseren konsolidierten Lieferanten stabile, teilweise steigende Auftragsvolumen an.

Das Anschreiben übersetze ich mit "Liebe Agenturen, es ist unser Ziel, die bisherigen Qualitäten beizubehalten oder zu erhöhen, aber Sie müssen 22% Preisnachlass gewähren, weil Sie uns sonst nicht mehr beliefern werden. Wenn Sie Glück haben, machen wir es dafür so, dass Sie mehr Aufträge bekommen. Der Grund dafür ist, dass wir dem bösen Wettbewerb nur so standhalten können, ausserdem können wir ja nichts für die Wirtschaftskrise."

Manche Agenturen haben sich darauf eingelassen; um das Ziel aber erreichen zu können, verhandelten sie mit den Selbständigen und tauschten das bisherige Personal durch billigere Kräfte aus; auf der Nutzerseite der Agenturen, also die Selbständigen, merkten deutlich, dass die Vermittler immer ahnungsloser wurden und sind heute teilweise gar nicht mehr dazu in der Lage, ein Beraterprofil inhaltlich korrekt zu lesen.

Ich bin natürlich auch der Meinung, dass alle die Selbständigen, welche dem verringerten Stundensatz zugestimmt haben, nicht auf Scheinselbständigkeit verklagen können, denn sie haben dem Verfahren ja als Selbständige bewusst zugestimmt.

Das wirtschaftliche Problem am Vorgehen der Telekom ist aber die Perversion, Nutzen aus sozialer Marktwirtschaft zu ziehen aber die dazu nötigen Regeln nicht zu beachten.

Soziale Marktwirtschaft bedeutet, dass kleine und große Marktteilnehmer nach dem Motto "leben und leben lassen" gemeinsam aus der Zusammenarbeit Nutzen ziehen und der Größere nicht seine Stärke aus der Größe einsetzt. Das war der Grundgedanke von Ludwig Erhard der Deutschland letztendlich das Wirtschaftswunder beschert hat. Die Telekom hat niemals gegenüber ihren Mitarbeitern einen Preisnachlass von 22% gefordert und ihnen das Messer auf die Brust gesetzt: Wenn Du nicht mitmachst, fliegst Du raus!

Niemand verlangt von der Deutschen Telekom den Einsatz von Freiberuflern. Es ist nur ärgerlich, dass die Deutsche Telekom Freiberufler einsetzt, weil sie die teilweise sehr komplexen Themen mit den Festangestellten nicht durchführen kann; viele Festangestellte haben einfach keine Lust, sich hinreichend in die komplexen Themen einzuarbeiten und damit bei Misserfolg in ein unschönes Rampenlicht zu kommen. Die Deutsche Telekom setzt deshalb Freiberufler ein, weil sie die Arbeiten nicht intern besetzen kann. Es ist nicht für jeden Menschen leicht, die oft sehr komplexen Sachverhalte zu begreifen und er befürchtet dann, in ein karriereabträgliches Rampenlicht zu kommen. Daher ist die Telekom auf die Freiberufler angewiesen.

Allerdings sind die im weiteren Verlauf des Dokuments diktierten Preise unterhalb der Kosten für annähernd vergleichbare Festangestellte, womit die Telekom tatsächlich Preisdumping betreibt.

Im weiteren Verlauf der Geschehnisse wurden noch zusätzlich Zahlungsziele weit über ein irgendwie akzeptables Maß verschoben; Zahlungsziele für Dienstleistungen sind sofort fällig und nicht erst ein halbes Jahr später.

Ich hoffe, Ihnen ist aufgefallen, der Einkauf der Telekom wendet sich nicht and diejenigen, aus denen sie Nutzen zieht, sondern an diejenigen, die sich dazwischengedrängt haben und mangels Marge eigentlich unfähig zu Verhandlungen sind. Ich selbst habe vielen Veränderungen nicht zugestimmt, da ich das o.a. Dokument und seinen Inhalt kannte.

Als Freiberufler steckt man insbesondere deshalb in der Bredouille, weil man ja seine Arbeit mit den Menschen zu deren Unterstützung man sich eingelassen hat, bestens organisiert. Dazu gehört, dass die fachlichen Auftraggeber für bestimmte Themen Kontinuität benötigen. Weil mir diese Menschen am Herzen liegen, habe ich deren Bitte um Kontinuität in der Zusammenarbeit zugestimmt. Verständnis für den Einkauf der Telekom habe ich nicht, dessen ganzes "Können" in meiner Einschätzung nur auf der Größe der Telekom beruht.

 

Gelesen 13075 mal Letzte Änderung am Sonntag, 13 Juli 2014 18:46
Michael Schmid

Ich bin Inhaber der Firma it-dialog e.K. und entwickle seit 30 Jahren Produkte und leite seit 25 Jahren Projekte im Umfeld IT, Telekommunikation und Unternehmensorganisation, gerne auch als Interim Manager. Meine Erfahrung kombiniert mit Ereignissen der Gegenwart beschreibe ich journalistisch als Zeitzeuge; gerne über Dinge, die aus meiner Sicht auch besser laufen könnten. Ich hoffe auf Interessenten und Diskutanten

Webseite: www.it-dialog.com

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