Dienstag, 02 Juli 2013 08:57

Meine Hypothese: Die Bilanz der Deutschen Telekom zeigt für 2012 einen Fehlbetrag von 5 Mrd. Euro, die aktuelle strategische Aktion der Telekom zum 2. Halbjahr 2013 verschafft ihr täglich mindestens 2,5 Mio. Euro Einsparung. Also geschätzt für 2013 rund 300 Mio Euro Entlastung, doch dies ist erst der erste Schritt. Langfristig geht es den Festangestellten an den Kragen. Das finden wir natürlich gar nicht gut, denn wo sollen in D noch gute Produkte entstehen?

Der Text der folgenden Zeilen beinhalten kein Beraterwissen aus direkten Quellen der Deutschen Telekom, sondern sind hauptsächlich eigene Hypothesen zu einer Bilanz-Verbesserungs-Strategie des Unternehmens in 2013. Achtung: Der Text ist für Angestellte der Deutschen Telekom unverträglich! Daher dringende Warnung: Bitte lesen Sie den Text nicht.

Während meiner Beauftragung durch die Deutsche Telekom zwischen den Jahren 2008 bis 2012 in verschiedenen Auftragsverhältnissen habe ich immer wieder die Feststellung machen müssen, die Firma kümmert sich nicht um die Vermeidung von Scheinselbständigkeit und ignoriert das Thema fast stoisch. Ich habe bei mehreren Gelegenheiten intensiv darum gebeten, die Merkmale zu vermeiden. Aber man wusste nicht, worüber ich rede. Dabei war mir wichtig, dass meine Selbständigkeit nicht in Zweifel gerät, und daher sahe ich es auch als wichtig an meinen Auftraggeber auf ein vermeidbares Risiko aufmerksam zu machen. Nun wird aber mit eisernem Besen gefegt, so gut wie jeder steht nun ohne Beauftragung da. Dazu gibt es ein paar Anmerkungen, denn ich behaupte, es geht gar nicht um diese Scheinselbständigkeit, sondern da steckt möglicherweise mehr dahinter.

Wie auch immer, die Telekom operiert aus Eigennutz in Gefilden auf eine Art und Weise, die meine professionelle Arbeit behindert. Das dabei taktisch eingesetzte Mittel der Scheinselbständigkeit beruht auf eine von der damaligen Regierung eigentlich gut gemeinte und sinnvolle Methode, ausbeutende Leiharbeit zu verhindern, schaffte aber für IT oder TK orientierte Kopfarbeiter zwangsweise sehr viel Rechtsunsicherheit; es zeigt sich immer wieder, dass die Festangestellten mit dem Thema nicht befasst sein wollen oder schlicht überfordert sind, denn es ist für sie selbst ja nicht wirklich wichtig, also kennen sie sich auch nicht gut aus.

Im Februar 2013 stellt die Telekom per Präsentation der Bilanz fest, dass viel Geld fehlt (laut Analysten 5 Mrd Euro). Der folgende Artikel zeigt, wieso diese 5 Mrd Euro im Zusammenhang mit der (willkommenen) Debatte zur Scheinselbständigkeit bei der Telekom zusammenhängen könnten, denn zunächst kann man annehmen, dass das 2. Halbjahr 2013 der Telekom durch diese Massnahme knapp 300 Mio Euro Ersparnis ermöglicht. Das sind zwar noch keine 5 Mrd, aber auch schon mal was.

Was ist ausser dem 5 Mrd Euro Defizit denn nun im Gebiet der extern Beauftragten passiert und wieso fügt sich das so toll in die vermutete Strategie ein?

Die Telekom hatte früher Kopfarbeiter direkt beauftragt. Diese Art von Beauftragungen wurde gekündigt, nachdem ein Lieferantensystem bezüglich Personalmaterial (!!) mit Agenturen verschiedenster Couleur etabliert worden ist. Nach Migration der vorher direkt beauftragten Freelancer in Beauftragung durch Agenturen, wurde den Agenturen Daumenschrauben angelegt: Stundensatzkürzungen bis 22% waren gefordert ebenso wie die Ausdehnung der Zahlungsziele auf über 180 Tage (eine Dienstleistungsrechnung ist sofort zu begleichen; Zahlungsziele rechtfertigen sich nur bei Handelsware).

Die Agenturen versuchten nun, die neuen Einschränkungen weiterzugeben, was sie beispielsweise bei mir und meinen Kollegen aus dem direkten Umfeld nicht geschafft haben, denn wir haben das Verhandlungsergebnis zwischen Telekom und Agenturen nicht beeinflussen können. Wieso sollten wir also den Nachteil aus deren schlechten Verhandlungen in Kauf nehmen?

Wenn Sie das bis hierher verstanden haben, werden Sie natürlich sofort fragen, wieso das Telekom Management eine schädliche Entwicklung für ihre preferred Supplier überdacht? Hat die Telekom dies etwa in Kauf genommen? Oder hat sich hier ein Einkäufer einmalig profilieren wollen? Ist der noch im Amt?

Anfang des Jahres ging eine der Agenturen (Lenroxx, Heidelberg) pleite und deren Selbständige standen plötzlich da (mit teilweise einer Steuerlast von fast 70% wenn man die Mehrwertsteuer einrechnet) und waren ziemlich verdattert. Einige davon (man munkelt, so über 1.000 Freelancer) klagten auf Einstellung. Doch welcher Freelancer tut das? Das ist nur die Spitze des Eisbergs, der Rest will ja Freelancer sein und mit der Telekom irgendwann ja auch nichts mehr zu tun haben. Das bedeutet, man kann durchaus vn viel mehr Freelancern ausgehen, die da plötzlich freigesetzt worden sind. Ich beziffere die Zahl sehr vorsichtig auf 4.000.

Daher ist es mit Sicherheit nicht untertrieben, wenn man annimmt, die Telekom spart genau zum Wechsel in das neue Halbjahr knapp 300 Millionen Euro (oder 2,5 Millionen Euro pro Tag). Für die Bilanzprognose 2013 eine tolle Möglichkeit.

Ein weiteres interessantes Geschehen ist dies: Die Telekom beauftragte ein Rechtsanwaltsbüro zur Vorsortierung und Beurteilung der Scheinselbständigen. Für die Beurteilung gibt es Gerichte und sonst keine Instanzen. Alles andere wäre Anmassung. Zudem scheint es ja gerade so, als wäre die Telekom das einzige Großunternehmen entweder ohne Justitiariat oder das mit einer sehr schlechten Besetzung.

Bei der Beauftragung eines Rechtsanwaltsbüros steht natürlich die Frage im Raum, unter welcher Risikotoleranz "beurteilt" werden soll. Nachdem nun fast alle Externen per 30.06.2013 rausgeschmissen wurden, war klar, der Auftrag muss ein Scheinbeurteilungsauftrag gewesen sein, wegen des offensichtlichen Null-Toleranzrisikos.

Natürlich ist es nicht das Ziel der Telekom, sich inhaltstechnisch ausbluten zu lassen; also werden einige wenige nun in Festanstellungen "promoviert". Nur werden die sehr guten Externen nicht sehr gerne Festangestellt und wenn, dann nur unter erheblich höherem Preis.

Die Telekom hatte drei Preiskategorien in der fraglichen Externenklasse diktiert die nocheinmal in drei verschiedene Tätigkeitsgruppen unterteilt waren. Der höchste Stundensatz liegt dabei unter der Regel, die besagt, wenn man das Jahresgehalt des Festangestellten durch 1.000 dividiert erhält man den Basisstundensatz des entsprechenden Beraters, der aber noch etwa 30% Aufschlag benötigt. Dies bedeutet, die Festangestellten verdienten mehr, was wiederum Fragen aufwirft.

Klar ist auch, wenn plötzlich viele Externe bei der Telekom aktiv sind und man sie ungeachtet inhaltlicher Notwendigkeiten einfach von heute auf morgen nicht mehr braucht, waren sie auch vorher unnötig.

Soviel zu den Gedanken und Begründungen für die erste Welle des Maßnahmenkatalogs zur 5 Milliarden-Frage.

In Wirklichkeit ist das aber nur der Anfang. Die Telekom verfügt über viele Festangestellte, die sie eigentlich nicht braucht. Nun kann man diese Festangestellten nicht loswerden, wenn man viele Freiberufler beauftragt hat. Also kann man in der zweiten Welle die Festangestellten rauswerfen, von denen man sich sonst nicht lösen könnte.

Das werden auch mehr sein als man glaubt, denn es ist viel günstiger, Abrechnungszentren, Programmierzentren und Flatratekürzungszentren in Indien zu betreiben als hier. Die Telekom müsste man sowieso fragen, wieso sie das nicht schon längst gemacht hat.

Wir werden sehen, ob und wie die zweite Welle kommt.

Die oben beschriebene hypothetische Strategie der Deutschen Telekom ist deswegen so genial, weil sie nun (ohne wirklichen Grund) so tun kann, als würde sie moralisch dem Land ganz toll helfen. Die perfiden Dinge daran sind, dass das genaue Gegenteil beabsichtigt ist.

Nichtsdestotrotz habe ich die Politik zu dem Thema angesprochen, denn die Rechtsunsicherheit in dem Zusammenhang mit IT oder TK Freelancern ist nicht in Ordnung. Es gibt zudem keine wirklichen Maßnahmen, sich zu schützen.
Die aktuelle Auskunft der von mir kontaktierten Politiker ist, dass nun Sommerpause sei und dann die Wahlen kämen. Also ist davon auszugehen, dass die Gesetzesänderung nicht vor 2014 zu erwarten ist. (Wozu brauchen wir dann noch Politik?) Mad

Noch eine Info: Es gab dort auch einen Mitarbeiter mit Wohnsitz Österreich und Steuer plus Rentenzahlung nach den östereichischen Gesetzen. Dieser Selbständige und exzellente Experte fällt überhaupt nicht in die Regel zur Scheinselbständigkeit. Deswegen war hieraus nicht der Grund abzuleiten, dass er nicht mehr dabei ist. Dies werte ich als Hinweis: Wäre er da geblieben, könnten wir Deutsche Selbständige in der EU dagegen klagen, von der deutschen Gesetzgebung benachteiligt worden zu sein.

Deutschland ist ein Land, das Wissen und Know-How exportiert und es sind die besten Köpfe nötig, diesem Wissen Form und Farbe über Produkte sichtbar zu machen. Dazu ist eine Symbiose zwischen Festangestellten und Externen nötig. Die einen stehen für Kontinuität, die anderen für extrem komprimiertes weil an vielen Stellen erworbenes Spezialwissen.

Meiner Ansicht nach gefährdet die Telekom weitere Vertragsabschlüsse von externen Beratern und deren Kunden ganz erheblich (und trägt dazu zu einer auch mich betreffenden eher belastenden Situation bei). Denn, wenn das Rechtsanwaltsbüro nun erfolgreich war, wird es seine Dienste problemlos und gerne anderen Firmen anbieten und der Markt für Freiberufler verschärft sich ganz drastisch. Die Telekom war nicht das einzige Unternehmen, das unangemessene  Vertragsneuparameter einfürhte. Auch die Deutsche Bank und Andere haben sich angeschlossen.

Darum ist anzunehmen, dies neue Verfahren könnte ähnliche ungesunde Auswirkungen auf den Markt haben.

 

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