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Verschlüsselte E-Mails

Sonntag, 11 August 2013 13:46 geschrieben von 
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Am 9. August 2013 lesen wir Meldungen (Berlin, Reuters), dass die deutsche Telekom-Industrie Konsequenzen aus den Spähaffären zieht.

Kurz zuvor hatte Edward Snowden Ausspähaktionen seitens der NSA veröffentlicht. Die Reaktion der deutschen Telekom-Industrie ist unverständlich.

Die Meldung beschreibt, dass ab sofort die elektronische Post von Kunden bei der Übertragung verschlüsselt werden würde.

Die dabei wohl zum Einsatz kommende Technologie der Verschlüsselung für unterwegs existiert schon sehr lange. Allerdings ist es zwingend, dass sowohl Sender als auch Empfänger die verwendete Schlüsseltechnik kennt und die Rechner dafür eingerichtet hat. Wir haben einmal getestet, inwiefern andere Mailserver dafür schon eingerichtet worden sind. Erschreckend: Keiner.

Hinzu kommt, dass viele zur Vermeidung von Spam und anderen Attacken Firewalls installiert haben, die es nicht zulassen, dass zuerst ein Versenden per Verschlüsselung probiert wird und dann, falls das nicht geht, auf unverschlüsselt umgestellt wird.

Es wird aber vor allem deshalb nichts nützen, weil die Verschlüsselung so schwach ist sodass NSA über die Schlüssel informiert ist; die E-Mails können wieder mitgelesen werden.

Insbesondere durch die Aktivität der Telekom in USA, muss sie sich gewissen Vorschriften beugen, deren Erfüllung im NSA Interesse liegen.

Es ist daher davon auszugehen, dass das Problem noch lange nicht gelöst sein wird.

Übrigens, die sogenannte End-to-End Verschlüsselung, die von sogenannten IT-Experten bevorschlagt wird, ist letztendlich eine komplette Überforderung der Anwender, denn die Schlüssel müssten auf alle Clients verteilt werden wie iPhone, Smartphone, Tablet und Desktop-Rechner. Hinzu kommt, das Verschlüsselungsverfahren und die dazu verwendeten Schlüssel unterliegen wieder der NSA Kontrolle in gewissem Rahmen, weshalb ja auch die kanadische Firma Research in Motion (Blackberry) gezwungen war, ihre Schlüssel an die USA weiterzugeben, wenn sie ihre Produkte weiterhin weltweit verkaufen wollen.

Warum ist der Telekomvorschlag keine Innovation: Nun, die E-Mail-Server können alle E-Mais verschlüsselt übertragen. Das funktioniert seit Jahrzehnten. Es hat sich deswegen nicht durchgesetzt, weil die E-Mailadministratoren der Welt das nicht hinbekommen haben.

Natürlich steckt hinter all dem eine Strategie: Die Telekom geriert sich zum sicheren Mailhafen und wirbt versteckt damit. Das ist insofern unschön, weil das nicht stimmt, wettbewerbtechnisch aber zu kleinen Providern unangemessen ist.

Gelesen 11386 mal Letzte Änderung am Sonntag, 05 April 2015 19:14
Michael Schmid

Ich bin Inhaber der Firma it-dialog e.K. und entwickle seit 30 Jahren Produkte und leite seit 25 Jahren Projekte im Umfeld IT, Telekommunikation und Unternehmensorganisation, gerne auch als Interim Manager. Meine Erfahrung kombiniert mit Ereignissen der Gegenwart beschreibe ich journalistisch als Zeitzeuge; gerne über Dinge, die aus meiner Sicht auch besser laufen könnten. Ich hoffe auf Interessenten und Diskutanten

Webseite: www.it-dialog.com

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